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1. Juni 2022

Nachwuchsakademie Allgemeinmedizin

Patenschaften für Botschafter der Allgemeinmedizin

Auf eine Initiative von Prof. Ferdinand M. Gerlach wurde 2012 der erste Jahrgang junger Ärztinnen und Ärzte in die Nachwuchsakademie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) aufgenommen. 2021 feierte die Akademie, die seit 2017 von der Deutschen Stiftung für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DESAM) organisiert wird, ihr zehnjähriges Bestehen und hatte rund 150 Studentinnen und Studenten für die Allgemeinmedizin begeistert. Die gesteckten Ziele werden größer und es wurde ein Patenschaftsmodell aus der Taufe gehoben, um in naher Zukunft doppelt so viele – jährlich 30 Studierende – fördern zu können. Die fachliche Leitung liegt seit Beginn in den Händen von Prof. Antje Bergmann und ihrem Team.

Es gab deutlich mehr Bewerbungen als Plätze in der Nachwuchsakademie. Diese Limitation soll nun mit Hilfe von Patinnen und Paten aufgelöst werden, die den finanziellen Rahmen erweitern. Für Prof. Dr. med. Ferdinand M. Gerlach, Vorsitzender des DESAM-Stiftungsvorstandes sowie Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, liegt der Benefit der Nachwuchsakademie auf der Hand: „Wenn es unsere Nachwuchsakademie nicht schon gäbe, müssten wir sie erfinden und noch heute gründen. Wir wollen uns auf dem bisherigen Erfolg nicht ausruhen, zukünftig noch mehr Medizinstudierende unterstützen und früh im Studium für die Allgemeinmedizin begeistern.“

„Für mich war die DESAM-Summerschool und die sich anschließende Nachwuchsakademie der Einstieg in die Allgemeinmedizin. Die Begeisterung aller für die Allgemeinmedizin war ansteckend. Ich denke gerne an die tolle Zeit in Hayn, bei den Summerschools und den Kongressen zurück. Hin und wieder habe ich noch Kontakt zu dem einen oder anderen von damals, was einfach nur schön ist.“

Dr. med. Sebastian Möller, Berlin, Jahrgang 2015 – 2017, Arzt in Weiterbildung im vierten Weiterbildungsjahr.

Die DESAM finanziert sich durch jährliche Zuwendungen der Stifterin DEGAM, durch Projektmittel-Einwerbung sowie durch Spenden. Die Förderprogramme im Bereich Nachwuchsförderung werden aktuell vor allem noch über die DEGAM und zu einem kleineren Anteil über Patenschaften und Spenden bestritten. Die Ausweitung des Erfolgsprogramms soll nunmehr über ein neues Patenschaftsmodell ermöglicht werden. Pro Patenschaft sollen 2.000€ jährlich über drei Jahre zur Verfügung gestellt werden. Eine solche Patenschaft finanziert die Kosten für einen Teilnehmenden an der Nachwuchsakademie der DESAM. Möglich sind auch halbe oder Drittel-Patenschaften. „Ich bin mit gutem Beispiel vorangegangen und habe die erste Patenschaft übernommen. Unser DEGAM-Präsident Prof. Martin Scherer ist ebenfalls Pate. Es wäre großartig, wenn sich mehr Allgemeinärztinnen und Allgemeinärzte beteiligten“, hofft Gerlach.

Mit Hilfe von Paten Nachwuchs fördern

Die Grundidee der Nachwuchsakademie basiert auf Freiwilligkeit und positiver Motivation. „Im Gegensatz zu den Landarztquoten, die nach dem Abitur als Angebot mit Verpflichtung ansetzen, setzt die Nachwuchsakademie auf Freiwilligkeit. Bei der Landarztquote wird ein junger Mensch verpflichtet, sich für mehr als 20 Jahre festzulegen und eine spezifische berufliche Tätigkeit auszuüben“, verdeutlicht Gerlach Nachteile. Dagegen baue das DESAM-Modell auf einem intrinsischen Interesse an der Allgemeinmedizin auf und stärke die freiwillige Motivation.

Botschafter der Allgemeinmedizin

„Wir unterstützen gezielt zukünftige Botschafterinnen und Botschafter der Allgemeinmedizin. Über die reine Praxistätigkeit hinaus wirken sie auch im Berufsverband oder der Fachgesellschaft für das Fach. Manche werden später als Mentoren tätig“, so Gerlach. „Wir müssen unsere Teilnehmer nicht mit dem Lasso einfangen, sondern sie kommen von selbst und wollen dabei sein. Das hat uns auch ermutigt, das Programm mittels Patenschaftsmodell auszubauen.“ Wenn ausreichend viele Patenschaften übernommen werden, könnten 90 Studenten in mindestens zwei Regionen und aus drei Jahrgängen parallel im Programm sein. Die DESAM organisiert eine intensive Betreuung der Studenten mit Klausurwochenenden, Netzwerken, Meetings beim Jahreskongress der DEGAM, der Summerschool, Online-Fortbildungen und auf Wunsch auch ein Mentoring.

„Ich war von 2016–2018 in der Nachwuchsakademie und habe 2017 in Marburg an der Summerschool teilgenommen. Die zentrale Botschaft der Akademie lautet: Allgemeinmedizin ist bunt! Sie ist weit mehr als Husten, Schnupfen, Heiserkeit, sondern beinhaltet Wissenschaft, unternehmerische Aspekte, Teamleiterfähigkeiten und Lehre. Sie wird nicht nur in der Praxis ausgeübt, sondern auch in Notaufnahmen, Ämtern, Gefängnissen. Die Nachwuchsakademie bereitet den Boden für lebenslanges Gestalten, Zusatzqualifikationen und eigene Schwerpunktsetzung. Das nicht nur aufzuzählen, sondern aktiv begreifen zu lassen und Multiplikator für Kommilitonen zu werden, das alles schafft die Nachwuchsakademie.“

Dr. med. Laura Lunden, Kiel, Jahrgang 2016 – 2018, Ärztin in Weiterbildung im dritten Weiterbildungsjahr; ab 2022 auch Dozentin der Nachwuchsakademie und Mitglied des DESAM-Stiftungsvorstands.

Für weitere Informationen über die Nachwuchsakademie verweist Anke Schmid, stellvertretende DESAM-Geschäftsführerin und Leiterin Nachwuchsförderung und Fundraising, auf die Website www.desam.de. „Ab dem vierten Semester können Medizinstudierende an der Nachwuchsakademie teilnehmen. Die Bewerbungsphase startet Anfang Oktober. Die Informationen gelangen über die allgemeinmedizinischen Hochschulstandorte zu den Studenten. Auf der DESAM-Website befinden sich die Bewerbungsunterlagen. Interessierte benötigen zudem ein Empfehlungsschreiben des Instituts vor Ort. Die Bewerbungen werden begutachtet, dann findet ein Auswahlverfahren statt.“ Die Kriterien der Auswahl sind nicht die Studiennoten, sondern spezifische Bezugspunkte zur Allgemeinmedizin, das gesellschaftliche Engagement und bereits absolvierte Ausbildungen in Gesundheitsberufen. Ein Teil der Bewerbung ist ein Exposé, in dem ein jeweils aktuelles gesundheitspolitisches Thema beleuchtet werden soll. In der zuletzt aufgenommenen Kohorte behandelte das Exposé-Thema die Rolle des Hausarztes in der Pandemie.

Mentoring und Fortbildung inklusive

Am ersten Klausurwochenende trifft sich der Jahrgang, lernt sich kennen und absolviert mit den jeweils drei Dozenten ein intensives Programm. Hierbei werden zum Teil fachlich-inhaltliche Themen diskutiert, wobei auch Vorkenntnisse der Teilnehmenden berücksichtigt werden, so Schmid. Auf dem DEGAM-Kongress können die Studenten an einem Workshop zur Forschung in der Allgemeinmedizin teilnehmen. Auf wissenschaftlicher Ebene bietet die Akademie Beratungen für die Dissertation sowie bei der Publikation eines wissenschaftlichen Papers an. „Die DESAM nimmt auch Mentoring-Wünsche entgegen und bemüht sich, einen passenden Mentor zu finden. Während der Pandemie haben wir ein zusätzliches Online-Fortbildungsangebot entwickelt“, berichtet Schmid. Für die Nachwuchsakademie-Alumni wird ein Netzwerk für Fortbildungen mit regem Austausch aufgebaut. Hier geht es auch um Ansprechpartner während der Weiterbildung – zum Beispiel in den regionalen Kompetenzzentren Weiterbildung Allgemeinmedizin.

Der kurze Weg zur DESAM-Patenschaft

Alle Informationen zur Patenschaft sind unter https://desam.de/patenschaften zu finden.

Für Fragen steht die stellvertretende DESAM-Geschäftsführerin zur Verfügung:

Anke Schmid
Tel.: +49 (0)30 2096 698-20
E-Mail: schmid@desam.de

Aufgrund der anerkannten Gemeinnützigkeit der Stiftung sind Patenschaften und Spenden steuerlich absetzbar.

Autor
Franz-Günter Runkel
Betreut als freier Redakteur die Ressorts Berufs- und Gesundheitspolitik, Wissenschafts- und Hochschulpolitik im „Allgemeinarzt“


Zitierhinweis: erschienen in dieser Ausgabe
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