
29. August 2023
Antivirale Medikation
Heilbar oder nicht?
Nicht jede frühzeitige Behandlung einer Virusinfektion schützt vor Folgeschäden. In der SARS-CoV-2-Pandemie hat sich gezeigt, wie wichtig Impfungen gegen eine Infektionskrankheit sind. Zwar ist eine Infektion auch nach einer Impfung noch möglich, aber die Verläufe sind häufig milder. Darüber hinaus mildert eine kurz nach Infektion eingeleitete antivirale Therapie den Verlauf der Erkrankung.
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Viren verfügen über keinen eigenen Stoffwechsel, sondern sind darauf angewiesen, von Zellen vermehrt zu werden.
Angriffspunkte im viralen Replikationszyklus
Zelleintritt
Intrazelluläre Verarbeitung
Genomreplikation (RNA/DNA/Retrovirus)
Integration der viralen DNA
Zusammenbau und Reifung
Freisetzung neuer Viren
In der Therapie gegen Viren wird zwischen einer Hemmung der Virusvermehrung durch Interaktion mit spezifischen Angriffspunkten im viralen Replikationszyklus und einer Stärkung der Virusabwehr oder Hemmung zellulärer Enzyme unterschieden. Die Schwierigkeit in der Behandlung der Virusinfektionen sind die verschiedenen Angriffspunkte im Replikationszyklus des Virus, der wiederum von der Genomstruktur oder der Hülle des Virus abhängig ist. Das bedeutet, dass es eine Vielzahl von antiviralen Medikamenten gibt, die spezifisch angepasst auf das Genom und die Virushülle eingesetzt werden müssen.
Antivirale Therapie in der allgemeinärztlichen Praxis
Viel wichtiger für die Hausarztpraxis sind die Therapiekonzepte. In der Behandlung wird unterschieden zwischen persistierenden, nicht heilbaren und akuten Virusinfektionen. Zur ersten Gruppe zählen zum Beispiel Herpesvirus- und HIV-Infektionen, zur zweiten die üblichen Erkältungsviren wie Rhinoviren.
Eine sogenannte suppressive Therapie wird bei chronischen Infektionen durchgeführt. Herpesviren werden beispielsweise durch ein normales Immunsystem kontrolliert, während eine HIV- oder Hepatitis-Infektion therapiert werden muss, und zwar anhaltend.
Von einer kurativen Therapie spricht man, wenn das Virus vollständig eliminiert werden kann, wie bei viralen Infektionen der Atemwege. Der ideale Zeitpunkt der Behandlung ist unmittelbar nach der Exposition der Viren.
KeyPoints
Primär- und Sekundärprophylaxe:
Eine frühzeitige Therapie mit Virostatika vor oder unmittelbar nach einer Virusexposition kann manifeste und akute Infektionen verhindern.Prä‑ und Postexpositionsprophylaxe:
Diese Verfahren haben sich bei verschiedenen viralen Erkrankungen wie HBV, HIV oder Influenza etabliert.
Autorin
Anke Richter-Scheer
Fachärztin für Innere Medizin
Bad Oeynhausen
Interessenkonflikte:
Die Autorin hat keine deklariert.
HIV-Infektion: noch nicht heilbar – aber sehr gut behandelbar!
Bei der Behandlung der HIV-Infektion wird mit einer Kombinationstherapie erreicht, dass sich die HI-Viren nicht vermehren können. Die verschiedenen Wirkstoffe setzen an unterschiedlichen Stellen der Virusreplikation an und erreichen etwa, dass die HI-Viren nicht in Zellen eindringen oder eine bereits infizierte Zelle die Viren nicht freisetzt. Der frühzeitige Beginn einer antiretroviralen Therapie (ART) bei einer HIV-Infektion ist wichtig, um Folgekrankheiten wie opportunistische Infektionen zu vermeiden. Durch die regelmäßige Einnahme bzw. Applikation der ART können die HI-Viren im Blut der Patienten mit den üblichen Labormethoden nicht mehr nachgewiesen werden – sie sind unter der Nachweisgrenze von 50Kopien/ml. Dies hat eine große Bedeutung: Sind die Viren bei Patienten, die eine gute Adhärenz haben, über mindestens sechs Monate nicht mehr nachweisbar, gelten diese als nicht mehr ansteckend („U = U“, „Undetectable = Untransmittable“ oder „Unter der Nachweisgrenze = Unübertragbar“). Sie können dann beim Sex die Sexualpartner oder -partnerinnen nicht anstecken. Sie können auf natürlichem Weg Kinder zeugen und gebären, wobei eine vaginale Entbindung bei Schwangeren erfolgen sollte, die eine ART einnehmen und bei denen die HI-Viruslast mindestens vier Wochen vor und bis zur Entbindung <50Kopien/ml liegt. Außerdem sollten die Geburtshelferinnen und Geburtshelfer kein gesundheitliches Risiko sehen!
Kommentar:
Dr. med. Armin Wunder
Facharzt für Allgemeinmedizin
Kompetenzzentrum Weiterbildung Hessen
Institut für Allgemeinmedizin
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Zitierhinweis: erschienen in dieser Ausgabe
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