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11. Januar 2023

Recherche-Tipps

So komme ich rasch an verlässliche Informationen

Der rasante Zuwachs an medizinischem Fachwissen, an jährlich neu publizierten Leitlinien-Empfehlungen und Studienergebnissen ist gegenwärtig unmöglich zur Gänze zu überblicken – ganz besonders nicht in einem Fach, das ein so großes Spektrum an relevanten Wissensgebieten umspannt wie die Allgemeinmedizin. Durch den gestiegenen Zeitdruck während der Pandemie hat sich die Situation in den Hausarztpraxen zudem deutlich verschärft, so dass Ärztinnen und Ärzte für den Wissenserwerb auf zuverlässige Sekundärquellen angewiesen sind. Nachfolgend einige Empfehlungen.

Nicht nur die Erfordernisse der COVID-19-Pandemie fordern die Kolleginnen und Kollegen zunehmend, sondern es schließen auch zunehmend Praxen – die verbleibenden Ärztinnen und Ärzte wissen häufig nicht, wie sie die Arbeit schaffen sollen.

Da scheint es nicht in die Zeit zu passen, jetzt auch noch selbst Evidenz-Recherchen durchführen oder Studien bewerten zu müssen (nicht dass die wissenschaftliche Fachgesellschaft der Hausärztinnen/-ärzte nicht dringend neue, interessierte Kolleginnen/Kollegen für die Arbeit in ihrer neuen Sektion Leitlinien suchen würde – bei Interesse gerne Kontakt an den Autor).

Tipps zum Finden verlässlicher Quellen

Es scheint also vordringlich, an verlässliche Quellen zu kommen. Folgende Ratschläge gibt daher der Autor:

  • Meiden Sie kommerzielle Veranstaltungsformate wie etwa das „Praxis-Update Allgemeinmedizin“. Häufig treiben hier spezialisierte Vortragende Werbung, um uns als Allgemeinärztinnen/-ärzte zu Verordnungen und Überweisungen zu veranlassen. Bevorzugen Sie Fortbildungsformate wie die practica des Instituts für Hausärztliche Fortbildung (IHF) oder die „Tage der Allgemeinmedizin“ ( www.degam.de/tage-der-allgemeinmedizin ).

  • Abonnieren Sie die medizinische Wissensdatenbank Deximed ( www.deximed.de ), darin finden Sie regelhaft Informationen, die von DEGAM-Engagierten geprüft worden sind.

  • Recherchieren Sie in medizinischen Leitlinien unter www.awmf.org/leitlinien/leitlinien-suche.html . Suchen Sie dort vorrangig.

  • Nutzen Sie die Datenbank des Arzneitelegramms, um sich über unerwünschte Wirkungen und Interaktionen von Medikamenten zu informieren – Sie erhalten einen Zugang für jährlich 61€ zusätzlich zu den Abo-Kosten: www.arznei-telegramm.de/db/01best_atdeinzel.php3

  • Schauen Sie auf der DEGAM-Homepage nach, ob eine allgemeinmedizinische Leitlinie zu dem Sie interessierenden Thema existiert: www.degam.de/leitlinien

  • Stellen Sie eine Anfrage an die nächstgelegene Abteilung für Allgemeinmedizin. Auch dort finden Sie geballtes medizinisches Fachwissen.

  • Tragen Sie sich in die hausärztliche Mailing-List „Allgemeinmedizinischer Listserver“ ein – aus der entsprechenden Schwarmintelligenz bekommen Sie nicht selten Antworten fast schneller, als Sie Ihre Frage gestellt haben: www.listserv.dfn.de/sympa/subscribe/allgmed-l

  • Treffen Sie sich in einem hausärztlichen Qualitätszirkel, um hier von der Kompetenz anderer zu profitieren – und ggfs. gemeinsam nach einer Antwort auf Ihre Fragen zu suchen.

Autor
Dr. med. Günther Egidi
Facharzt für Allgemeinmedizin, Bremen
Stellvertretender Sprecher DEGAM-Sektion Fortbildung


Zitierhinweis: erschienen in dieser Ausgabe
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