
11. September 2022
Neuropathie aufgrund Chemotherapie
Einsatz von Capsaicin-Pflastern leitliniengerecht
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Die Chemotherapie-induzierte periphere Neuropathie (CIPN) ist eine häufige und nicht selten dosislimitierende Nebenwirkung der Krebstherapie. Welche Folgen die vielfältigen Symptome für Patientinnen haben können, beschrieb Prof. Dr. med. Michael Patrick Lux, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe mit Schwerpunkt Gynäkologische Onkologie, St. Louise Frauen- und Kinderklinik, Paderborn, auf einem Symposium zum 10. Hauptstadtkongress des BNGO in Berlin.
Die CIPN als häufige und aus Sicht von Prof. Dr. med. Michael Patrick Lux, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe mit Schwerpunkt Gynäkologische Onkologie, St. Louise Frauen- und Kinderklinik, Paderborn, unterschätzte Ursache neuropathischer Schmerzen kann während oder auch nach der Anwendung neurotoxischer Chemotherapeutika auftreten.
Die Symptome der CIPN sind vielfältig. Zur „Plus“-Symptomatik zählen eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit, Missempfindungen und spontane Schmerzen. Als „Minus“- Symptome können u. a. Taubheitsgefühle sowie ein vermindertes Empfinden für schmerzhafte und Wärme- oder Kältereize auftreten. „All diese Symptome haben Einschränkungen in Alltagsaktivitäten und eine deutlich reduzierte Lebensqualität zur Folge. Bei einer verminderten Schmerz- oder Temperaturempfindung bemerken Patientinnen es dann zum Beispiel auch nicht, wenn sie sich verletzen oder verbrennen. Dies führt zu Wunden, die sich zu schweren Infektionen entwickeln können“, warnte Lux.
Dabei handele es sich bei der CIPN nach wie vor um ein „Unmet Medical Need“, da die derzeitigen Präventions- und Therapieoptionen weitestgehend nicht ausreichend wirksam seien. Im Rahmen einer Online-Befragung durch Brustkrebs Deutschland e.V. gaben viele Patientinnen noch mehr als fünf Jahre nach Erstdiagnose Kribbeln oder Taubheitsgefühl in Händen (22 %) oder Füßen (17 %) an. „Was wir als Therapeuten ebenfalls berücksichtigen müssen: Die CIPN kann therapielimitierend sein. Einige meiner Patientinnen haben die Chemotherapie aufgrund der Neuropathie sogar vorzeitig abgebrochen“, gab Lux zu bedenken.
Wichtigste allgemeine Therapiemaßnahme sei die Aufklärung der Patientinnen. Entscheidend sei zudem die frühzeitige Therapie, um einer fortgeschrittenen Neuropathie vorzubeugen. Wie bei der Prävention gelte auch bei der Therapie: „Bewegung, Bewegung, Bewegung. Reize setzen hilft hervorragend!“, so Lux. „Hervorragend“ sei auch die S3- Leitlinie zur supportiven Therapie, die in Erstlinie die Off-Label-Therapie mit Duloxetin empfiehlt. Alternativ kann der Einsatz u. a. von Venlafaxin (Off-Label) oder Pregabalin erwogen werden. Neben oral verabreichten Medikamenten kommt die topische Therapie mit dem hochdosierten Capsaicin-Pflaster Qutenza® (179 mg) in Betracht, das – unabhängig von der Ätiologie – zur Behandlung von peripheren neuropathischen Schmerzen bei Erwachsenen zugelassen ist. Die Leitlinie zur Supportivtherapie ordnet es als „Salvageoption“ ein. „Ist der Schmerz zum Beispiel auf die Handflächen oder Fußsohlen begrenzt, kann ich es aber auch in der First-Line einsetzen. Das Schöne daran ist, dass die lokale Therapie keine systemischen Nebenwirkungen verursacht“, erläuterte Lux. Seine Empfehlung deckt sich mit der S2k-Leitlinie „Diagnose und nicht interventionelle Therapie neuropathischer Schmerzen“ der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, der zufolge bei lokalisierten neuropathischen Schmerzen der primäre Einsatz des Capsaicin-Pflasters erwogen werden kann.
red.
Quelle:
Symposium „Chemotherapie-induzierte Polyneuropathie: eine unterschätzte Nebenwirkung ohne Therapiemöglichkeit?“ anlässlich des 10. Hauptstadtkongresses des Berufsverbandes Niedergelassener und ambulant tätiger Gynäkologischer Onkologen in Deutschland e.V. (BNGO), Berlin. Unterstützt durch Grünenthal GmbH
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